Interview: Klima sucht Schutz

Am 31.01.2014 hatte ich einer Schülergruppe des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Erfurt ein Interview gegeben. Die Gruppe hatte sich in den vergangenen Monaten mit den Klimatrends in der Arktis befasst:


Klima sucht Schutz

Global denken, lokal handeln – nach diesem Grundsatz handelt das neue Thüringer Klimaschutzgesetz. Wir sprachen mit Dirk Adams, energiepolitischer Sprecher im Thüringer Landtag.

Klimawandel, was hat das mit uns in Thüringen zu tun?
Es kommt immer wieder die Frage: Was sollen wir Thüringer jetzt eigentlich machen bezüglich des Themas Klimaschutz? Wir werden es nicht ändern. Solange die USA oder Russland oder China praktisch keine Klimaschutzmaßnahmen durchführen, brauchen wir das auch nicht machen. Wir sind schon so gut. Das ist meiner Meinung nach ein falscher Ansatz, weil jeder seinen Beitrag leisten muss. Man muss sich auf seine eigene Verantwortung besinnen. Wir müssen im Jahr 2050 den Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 auf eine Tonne reduzieren. Es ist die wichtigste Aufgabe, dass man in Thüringen erkennt: Neben all den umweltpolitischen Herausforderungen, die wir sonst noch haben, müssen wir CO2-sparend handeln. Wir müssen ein hohes Ziel setzen.

Was wird in Thüringen gegen den Klimawandel getan?
Wir haben viel über Klimaschutz im Sinne von Energieeffizienz, Energieeinsparung und Einsatz von erneuerbaren Energien gesprochen. Da sind wir in der Debatte ein Stück weiter gekommen, in der direkten Ausführung noch nicht. Wir haben keinen rasanten Zubau an PV-Anlagen, an Windkraft und so weiter seit 2005. Weitere Bemühungen zielen auf nachhaltige Landwirtschaft ab. Warum setzt man auf Massentierhaltung bei der es zu enormen Emissionen kommt oder auf einen starken Stickstoff Einsatz, wo weitere klimaschädliche Gase zum Einsatz kommen? Es geht schließlich nicht nur um CO2.

Natürlich gibt es Projekte. Diese sind jedoch zu klein. Wie gesagt, wir haben keinen besonderen Zubau an erneuerbaren Energien.

Wie viel Unterstützung gibt es für den Klimaschutz seitens anderer Landtagsabgeordneten?

Die Ansätze sind sehr unterschiedlich. Aber man findet Mitstreiter. Ich bin mir sicher, dass alle Parteien die Bedeutung von Klimaschutz verstanden haben. Die Frage ist nur: Ist man bereit ein Ziel zu setzten und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Davor scheut man sich, glaube ich. Das ist das Problem.

Wie engagiert ist Deutschland insgesamt?
Wir hatten bisher die Idee des „Schlafenden Riesen“. Wir bauen jede Menge Kleinanlagen überall auf den Dächern von Einfamilienhäusern, Werkstätten von Mittelständlern und so weiter und irgendwann wird das stark. Wenn dann jeder erkennt, damit kann ich erstens etwas für die Umwelt tun und zweitens mein Geld für die nächsten 20 Jahre vernünftig anlegen, dann kann man zusammen viel erreichen. Leider werden diese Kleinanlagen heute immer weiter zurückgedrängt. Sie sollen nicht mehr das Netz belasten und der Strom soll selber genutzt werden.

Deutschland hat eine Vorreiter-Rolle. Die EU insgesamt hat weltweit eine Vorreiter-Rolle und dieser Verantwortung müssen wir uns bewusst sein. Denn die EU droht davon zurückzufallen. Deutschland muss zeigen, dass man engagiert in die nächste Phase kommt. Die Markteinführung von erneuerbaren Energien, das haben wir geschafft. Jetzt müssen wir weiter gehen. Schafft man es nicht bis 2050 die Klimaerwärmung zu minimieren, kommen große wirtschaftliche Schäden auf uns zu. Extreme Ereignisse, wie Hochwasser, Ernteverluste, Versicherungsschäden wie Hagelschlag, waren früher eine Seltenheit und werden immer häufiger. Der Klimawandel ist eine ernsthafte wirtschaftliche Bedrohung. Diese Schäden dürfen wir nicht zulassen.

Kann man Firmen und Konzerne durch Gesetze zum Klimaschutz bewegen?

Wir haben schlechte Erfahrungen mit Verboten gemacht. Deshalb setzt das Klimaschutzgesetz auf die Erstellung von Klimaschutzkonzepten: Analysieren, Messen und Ideen entwickeln. Das ist Phase eins. Wir wollen nicht irgendjemanden zu irgendetwas zwingen. Wir wollen Möglichkeiten schaffen diese Probleme zu lösen. Wurde ein Konzept erstellt, soll es in der zweiten Phase, der Realisierungsphase Fördermittel dafür geben, interessante Projekte umzusetzen. Mit so einer Unterstützung kann man die Unternehmen ermutigen. Eher helfen, nicht befehlen und bestrafen.

Wie könnte man mehr Menschen für Klimaschutz begeistern?
Ihr als Gruppe seid ja schon begeistert. Es fängt damit an das Problembewusstsein zu schaffen. Das ist nicht nur der niedliche Eisbär, der seinen Lebensraum verliert. Die Probleme sind nicht weit weg, bald sind sie da. Wenn der Meeresspiegel um einen Meter ansteigt, dann gibt es Probleme in ganz Europa. Man muss sich klar machen, das hat eine Relevanz für uns. Das ist der erste Schritt. Als zweites muss man aufzeigen, wie viel man selber machen kann.

Wo sehen Sie noch Potential?
Energie sparen heißt nicht nur Heizung abdrehen. Wir haben noch überhaupt keine Antwort auf die Frage Verkehr. Wir haben alle eine Vorstellung was man mit Häusern machen kann: Null-Energie-Haus oder Plus-Energie-Haus. Es gibt aber kaum Konzepte für ein Elektroflugzeug und Elektroautos für den Fernverkehr.

Wie wichtig ist es, Schüler für den Klimaschutz zu sensibilisieren?
Eigentlich irre wichtig und manchmal habe ich den Eindruck, dass an den Schulen mehr passiert als in der Gesellschaft überhaupt.

Wie ist Ihre Meinung zu unserer Website und der damit verbundenen Aktion?
Super. Ich habe mir gerade überlegt, ob mir noch was einfallen würde für eure Aktion. Aber ihr habt wirklich nichts vergessen. Viele Leute haben Angst und sagen Klimaschutz bedeutet Verzicht. Ihr macht es richtig: Lieber Mut machen und sagen, man kann alles machen, wenn man es effizient macht. Wir müssen unseren Lebensstandard sicher überprüfen. Es gibt auch eine kleine Verzichtskomponente, doch Effizienz ist der Schlüssel.

Auszüge aus einem Interview mit Dirk Adams,
energiepolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Thüringer Landtag

Das Interview finden Sie auch bei "Into the White"



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